Tag 12 Kunming - Dali

Tag 12 Kunming - Dali


Die Region ist bekannt für ihre unglaubliche Pilzvielfalt – von matsutake über Morcheln bis zu bunten, bizarr geformten Sorten, die fast schon märchenhaft wirken. Der Boden ist feucht, die Wälder dicht und grün. Und hier begegnet man etwas Erstaunlichem:

Alte Frauen, viele von ihnen über 90 Jahre alt, flitzen in Flip-Flops mit Körben auf dem Rücken steile Berghänge hinauf und wieder herunter – schneller, als man es für möglich hält. In der Region gibt es dafür sogar ein Sprichwort:
“老婦跑得比猴快” – „Die alte Frau rennt schneller als ein Affe.“
Ein Ausdruck des Respekts vor der Lebensenergie und Ausdauer dieser Generation – und eine Erinnerung daran, wie lebendig Tradition sein kann.

Von Kunming nach Dali – Ein Ritt mit dem Schnellzug
Nach einem zeitigen Frühstück bringt uns der Bus zum Bahnhof. Der moderne Hochgeschwindigkeitszug gleitet in nur zweieinhalb Stunden durch die Landschaft – vorbei an Karstbergen, Reisterrassen und kleinen Dörfern mit ihren charakteristischen weißen Häusern.

Dali – Stadt zwischen See und Bergen
Ankunft in Dali: Es regnet in Strömen. Die Altstadt, von einer Stadtmauer umgeben, liegt malerisch zwischen dem Erhai-See und dem Cangshan-Gebirge auf etwa 2.000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Die Luft ist klar, der Himmel weit. Dali war einst Hauptstadt des Nanzhao-Königreichs und ist heute ein Zentrum für die Bai-Minderheit. Zwischen alten Tempeln, bunten Märkten und Straßenmusik fühlt sich die Zeit hier dehnbar an.

Verregnete Altstadt

Eine Fahrt mit dem Bus führt uns zu den berühmten Drei Pagoden von Chongsheng – sie ragen wie steinerne Wächter in den Himmel und erzählen von über tausend Jahren Geschichte.

Die Drei Pagoden – steinerne Wächter der Geschichte

Die Drei Pagoden sind ein beeindruckendes Ensemble, das aus der mittleren, 69 Meter hohen Qianxun-Pagode und zwei kleineren Pagoden besteht, die symmetrisch seitlich stehen. Sie wurden ursprünglich im 9. Jahrhundert während der Nanzhao-Dynastie erbaut – einer der ältesten buddhistischen Dynastien in dieser Region. Die zentrale Pagode hat 16 Stockwerke und überstand mehrere Erdbeben – ein Symbol für Beständigkeit in einer sich ständig wandelnden Welt. Umgeben von grünen Hügeln und reflektiert im klaren Wasser eines Teichs, wirken sie fast wie aus der Zeit gefallen.

Spiritualität und Stille – Die buddhistischen Tempel von Dali

Besonders beeindruckend: der Chongsheng-Tempel, direkt hinter den Pagoden gelegen. Früher war er einer der größten buddhistischen Tempelkomplexe Südchinas mit über 800 Mönchen. Heute lädt er mit seinen goldenen Buddha-Statuen, Räucherschwaden und ruhigen Innenhöfen zum Innehalten ein.

buddhistischer Tempel von Dali
Buddha im Innern
Glocken mit Wünschen, bleiben ein Jahr hängen
Räucherstäbchen

Ein Hauch Europa – Die katholische Kirche von Dali

Etwas versteckt entdecken wir die katholische Kirche von Dali – eine interessante architektonische Mischung aus chinesischer Tempelbaukunst und westlicher Kirche. Erbaut im Jahr 1927 von französischen Missionaren, fällt sie durch ihre Holzschnitzereien und das Pagodendach sofort ins Auge. Innen treffen chinesische und christliche Symbole aufeinander: Eine Madonna-Statue steht vor einem traditionellen chinesischen Wandbild mit Lotusblüten. Ein stiller Ort, der von Toleranz und kultureller Verschmelzung erzählt.

Katholische Kirche
im Innern der katholischen Kirche

Kulinarischer Abschluss

In der Altstadt kehren wir in ein kleines chinesisches Restaurant ein – unsere Reiseleiterin bestellt wieder viele leckere Sachen für uns. Heute mal nicht ganz so scharf, der Magen dankt es.

Später bummeln wir weiter durch die Altstadt. Aus vielen Restaurants und Bars tönt Livemusik. Die Stadt lebt, trotz Regen. Oder gerade deshalb.

Mit nassen Schuhen, aber warmem Herzen machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Im Zimmer hängen wir unsere Kleidung zum Trocknen auf und lassen den Tag Revue passieren.