Tag 6 Unterwegs im jungen China

Tag 6 Unterwegs im jungen China

Ein Tag in der Französischen Konzession: Tee, Design und Tropenflair

Der Tag beginnt leise. Sanfter Regen trommelt gegen die Fensterscheibe, während wir langsam wach werden. Keine Eile heute – nur ein Gefühl von Neugier und Vorfreude. Gegen Vormittag klart es auf, die Sonne drängt sich durch die Wolken und taucht die Straßen der Stadt in ein warmes, goldenes Licht. Perfektes Timing, um die historische Französische Konzession zu erkunden.

Dieses charmante Viertel im Herzen Shanghais blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Zwischen 1849 und 1946 war das Gebiet unter französischer Verwaltung und entwickelte sich zu einem exklusiven Wohnviertel für wohlhabende Chinesen und europäische Bewohner. Die Kolonialarchitektur, gepaart mit schattigen Alleen, üppigen Platanen und versteckten Hinterhöfen, erzählt noch heute von dieser Zeit.

Hinterhof mit Barbershop

Wir schlendern durch die Straßen – es ist ruhig, fast dörflich. Designerläden wechseln sich ab mit kleinen Galerien und versteckten Cafés. Im "Haus Nowhere" entdecken wir avantgardistische Koreanische Brillen. Die Schaufenster gleichen Kunstinstallationen. Es ist eine Welt aus Ästhetik und feinem Gespür für Details.

Koreanischer Brillenhersteller

Am Mittag nehmen wir an einer traditionellen chinesischen Teezeremonie teil – ein Höhepunkt des Tages. Die Zeremonie dauert 90 Minuten und findet in einem gemütlichen Raum statt. Der Tee stammt von einem bestimmten Berg, dessen Namen wir uns leider nicht merken können – aber der Geschmack ist unvergesslich. 8 Gramm der kostbaren Blätter werden in eine kleine, vorgewärmte Keramikkanne gegeben. Dann kommt der erste Aufguss: mit heißem Wasser übergossen wird der Tee in winzige Tassen gegossen. Wir riechen zuerst daran, dann trinken wir den Tee in drei Schlucken aus. Der Geschmack ist klar, lebendig, mit floralen und erdigen Noten.

Teehaus im Hinterhof

Dasselbe Ritual wird bis zu zehn Mal wiederholt, immer mit denselben Blättern. Jeder Aufguss verändert sich: Mal milder, mal kräftiger, mal mit einer Note, die an Trockenfrüchte erinnert. Nach unzähligen Tassen wird uns angenehm warm – körperlich und innerlich. Dazu gibt es handgemachte Oblaten und selbst geerntete Rosinen – kleine Häppchen gegen den leichten Hunger.

„Chinesische Teebeutel“, in Handarbeit werden Teeblätter in ein Schilfblatt gepackt

Später spazieren wir weiter, vorbei an einer Apotheke für traditionelle chinesische Medizin. Wir kaufen einen kleinen Glücksbringer – für Gesundheit und gutes Gelingen. Dann zieht es uns in einen großen Park, der wie eine grüne Oase wirkt: üppige Rosenbeete, Palmen und große Bäume, alles sauber und gepflegt. Selbst die öffentlichen Toiletten sind überraschend modern und makellos.

Chinesische Medizin
Glücksbringer
Rosengarten
Magnolienbäume
Alles sauber und gepflegt

Abends geht es noch zur lichterfunkelden Skyline von Shanghai. Darüber schreibe ich aber noch. Die Zugfahrt morgen dauert 9 Stunden und es wird genügend Zeit dafür sein.